Die Frage ob Fett oder Zucker schädlicher ist, geht bis auf die 70er Jahre zurück. Zu dieser Zeit stand die Lebensmittelindustrie vor einer schweren Entscheidung. Es musste ein klarer Feind ausgemacht werden, der für zahlreiche zuckerbedingte Krankheiten verantwortlich ist. Nur so hatte die Lebensmittelindustrie die Möglichkeit eine einheitliche Produktgruppe am Markt zu etablieren, von der alle Produzenten gleichermaßen profitieren würden. Ganz unabhängig davon, in welchem Segment sich die einzelnen Herstellen bewegen würden.
Auch wenn einzelne Wissenschaftler wie John Yudkin (Pure, White and Deadly) eindringlich auf die Gefahren von Zucker hingewiesen haben, so waren sich Ärzte, Lebensmittelproduzenten und Wissenschaftler in der Gesamtheit einig: Fett ist der Grund allen Übels.
Damit hat die Geburtsstunde für eine neue Produktgruppe geschlagen, die bis heute in den Regalen unserer Supermärkte zu finden sind. Es sind Produkte, die klangvolle Namen tragen wie:
„weniger Fett“, „fettreduziert“ oder „20% weniger Fett“
Doch ist Fett wirklich der wahre Dickmacher? Und was bedeutet es, wenn ein Produkt weniger Fett beinhaltet?
Historisch gesehen konsumieren wir Fett von der Geburtsstunde der Menschheit an. Industriell hergestellten Zucker jedoch erst seit ca. 200 bis 300 Jahren. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der internationalen Diabetesvereinigung (IDF) sind heute bereits weltweit mehr als 350 Mio. Menschen an Typ-2-Diabetes erkrankt. Maßgeblicher Verursacher von Typ-2-Diabetes ist unter anderem Zucker. Hätte es vor tausenden Jahren eine gleichermaßen große Ausbreitung von Krankheiten wie Typ-2-Diabetes gegeben, dann würde es die Menschheit heute wohl nicht mehr geben.
Weniger Fett = weniger Geschmack = mehr Zucker!
Fett ist ein Geschmacksträger, der in einer ausgewogenen Küche auf keinen Fall fehlen darf. Doch nicht nur das, Fett liefert auch essentielle Fettsäuren und ist ein Träger der Vitamine A, E, D und K. Da nur Fett diverse Geschmacksstoffe gut auflösen kann, verliert ein Essen ohne Fett automatisch an Aromen und somit an gutem Geschmack.
Doch wo kommt der Geschmack her, wenn der Fettgehalt bei Lebensmitteln drastische reduziert wird? Richtig, durch den erhöhten Zusatz von industriell hergestellten Zucker. Nur so ist es möglich ein Produkt mit weniger Fett herzustellen, dass geschmacklich dennoch zu überzeugen weiß.
Ein Blick auf die Nährwerte der zwei folgenden Produkte stellt dies anschaulich dar:
- Produkt A) Exquisa „Fitline mit 0,2% Fett“
Nährwerte pro 100g
Brennwert: 269 kJ / 64 kcal
Fett: 0,2g
davon gesättigte Fettsäuren: 0,1g
Kohlenhydrate: 4,8g
davon Zucker: 4,3g
Eiweiß: 10g
Salz: 0,75g - Produkt B) Exquisa „Der Sahnige“
Nährwerte pro 100g
Brennwert: 1021 kJ / 247 kcal
Fett: 23,7g
davon gesättigte Fettsäuren: 16,3g
Kohlenhydrate: 3,0g
davon Zucker: 3,0g
Eiweiß: 5,5g
Salz: 0,78g
Wie man beim direkten Vergleich sehr gut sehen kann, wird der Verzicht von Fett durch eine erhöhte Zuckerzufuhr kompensiert. Nur durch die Zugabe von Zucker lässt sich ein Geschmackserlebnis schaffen, das von den Konsumenten gut angenommen wird. Addiert man nun die Menge an zusätzlichem Zucker, die sich über den Tag in fettreduzierten Lebensmitteln verbergen, so kommen schnell 2 – 3 Zuckerwürfel am Tag zusammen.
Abnehmen durch das Weglassen von Fett oder Zucker
Wenn man also abnehmen will, sollte man aus zweierlei Gründen auf Zucker anstatt auf Fett verzichten.
Zum einen ist Fett ein Geschmacksträger aber auch ein Lieferant von essentiellen Fettsäuren und wichtigen Nährstoffen. Zucker enthält hingegen nur leere Kalorien, ohne auch nur einen Nährstoff zu transportieren. Ungeachtet der Vielzahl von schädlichen Aspekten, die der Konsum von Zucker mit sich bringt, ist Zucker ein reiner Geschmacksverstärker, der dem Körper nichts Gutes tut.